10.5.2010 - 00:19 h
Läuft man um diese Jahreszeit durch einen Weingarten, fallen einem ziemlich schnell rote Bänder
auf, die im Abstand von einigen Metern um die Reben gewickelt wurden. Was das soll und wofür das
gut ist, hängt mit einem Schädling der gefährlicheren Sorte zusammen, dem
Traubenwickler.
Der
Traubenwickler (Link zur Wikipedia), oder
genauer gesagt die Traubenwickler denn davon gibt es gleich zwei Arten, sind in unserem trockenen und warmen
Klima die gefährlichsten Schadinsekten im Weinbau. Je nach Generation befallen ihre Larven die
Rebblüte oder die Trauben in verschiedenen Reifestadien, nisten sich dort ein und fressen diese von
innen her auf. Das alleine wäre noch nicht wirklich schlimm, doch die angeknabberten Trauben beginnen
natürlich sofort zu faulen und das möchten wir keinesfalls haben. Was also
tun?
Bekämpfen muss man ihn, den Traubenwickler. Zumindest hier in Gols und rund um den
Neusiedlersee gefällt es nämlich beiden Arten ausgesprochen gut und auch unsere Weingärten
dürften ganz gut munden. Nunja, man kann die Traubenwickler und ihre Larven einfach totspritzen. Das
wir das als Biowinzer nicht gerade für eine gute Idee halten, braucht man hoffentlich garnicht mehr
extra erwähnen! Der Vollständigkeit halber sei gesagt, alles niederspritzen was sich bewegt,
inklusive aller Nützlinge und anderen unschuldigen Viecherln ist pfui, pfui, pfui. Da muss es doch was
besseres geben? Und das ist wo die roten Bänder ins Spiel kommen.
Die Traubenwickler haben
nämlich wie viele Schmetterlingsarten einen entscheidenden Schwachpunkt, den wir auch als Biowinzer
schamlos ausnützen können. Die Tierchen sind sehr klein und unauffällig, genau genommen sehen
sie den Kleider- oder Mehlmotten ganz ähnlich. Damit sich Männlein und Weiblein erst einmal finden
und dabei noch dazu auf die passende Art treffen, bedienen sie sich sehr spezieller Duftstoffe die wir
Pheromone nennen. Die Weibchen verbreiten also einen ganz exklusiven Duft, der nur Männchen der selben
Art unwiderstehlich anzieht. Wohin das führt ist auch klar - Eiablage in unseren Trauben. Doch was wenn
wir die liebestollen Männchen ein wenig "umleiten"? Gesagt getan, die Idee ist sogar schon recht alt.
Im ganzen Weingarten, ja sogar in der ganzen Umgebung werden die passenden Duftstoffe im Übermaß
ausgebracht. Die roten Bänder sind damit getränkt und verbreiten soviele Pheromone, dass
Traubenwicklermännchen und -weibchen einfach nicht mehr zueinander finden. Das ganze nennt man dann
auch "Verwirrmethode" - warum sollte eigentlich klar sein.
Das Gute an dieser
Bekämpfungsmethode ist, alle anderen Insekten, Schmetterlinge und Tierchen sind davon völlig
unbeindruckt und ignorieren die Pheromone die nicht für sie bestimmt sind. Ein paar Traubenwickler
finden sich trotzdem und die Art selbst wird dadurch nicht von der Ausrottung bedroht. Mit ein paar wenigen
geschädigten Trauben können wir ebenfalls leben und alle sind glücklich. Schön wenn nur
alles so einfach wäre.
Kommentare