Läuft man um diese Jahreszeit durch einen Weingarten, fallen einem ziemlich schnell rote Bänder auf, die im Abstand von einigen Metern um die Reben gewickelt wurden. Was das soll und wofür das gut ist, hängt mit einem Schädling der gefährlicheren Sorte zusammen, dem Traubenwickler.
Der Traubenwickler (Link zur Wikipedia), oder genauer gesagt die Traubenwickler denn davon gibt es gleich zwei Arten, sind in unserem trockenen und warmen Klima die gefährlichsten Schadinsekten im Weinbau. Je nach Generation befallen ihre Larven die Rebblüte oder die Trauben in verschiedenen Reifestadien, nisten sich dort ein und fressen diese von innen her auf. Das alleine wäre noch nicht wirklich schlimm, doch die angeknabberten Trauben beginnen natürlich sofort zu faulen und das möchten wir keinesfalls haben. Was also tun?
Bekämpfen muss man ihn, den Traubenwickler. Zumindest hier in Gols und rund um den Neusiedlersee gefällt es nämlich beiden Arten ausgesprochen gut und auch unsere Weingärten dürften ganz gut munden. Nunja, man kann die Traubenwickler und ihre Larven einfach totspritzen. Das wir das als Biowinzer nicht gerade für eine gute Idee halten, braucht man hoffentlich garnicht mehr extra erwähnen! Der Vollständigkeit halber sei gesagt, alles niederspritzen was sich bewegt, inklusive aller Nützlinge und anderen unschuldigen Viecherln ist pfui, pfui, pfui. Da muss es doch was besseres geben? Und das ist wo die roten Bänder ins Spiel kommen.
Die Traubenwickler haben nämlich wie viele Schmetterlingsarten einen entscheidenden Schwachpunkt, den wir auch als Biowinzer schamlos ausnützen können. Die Tierchen sind sehr klein und unauffällig, genau genommen sehen sie den Kleider- oder Mehlmotten ganz ähnlich. Damit sich Männlein und Weiblein erst einmal finden und dabei noch dazu auf die passende Art treffen, bedienen sie sich sehr spezieller Duftstoffe die wir Pheromone nennen. Die Weibchen verbreiten also einen ganz exklusiven Duft, der nur Männchen der selben Art unwiderstehlich anzieht. Wohin das führt ist auch klar - Eiablage in unseren Trauben. Doch was wenn wir die liebestollen Männchen ein wenig "umleiten"? Gesagt getan, die Idee ist sogar schon recht alt. Im ganzen Weingarten, ja sogar in der ganzen Umgebung werden die passenden Duftstoffe im Übermaß ausgebracht. Die roten Bänder sind damit getränkt und verbreiten soviele Pheromone, dass Traubenwicklermännchen und -weibchen einfach nicht mehr zueinander finden. Das ganze nennt man dann auch "Verwirrmethode" - warum sollte eigentlich klar sein.
Das Gute an dieser Bekämpfungsmethode ist, alle anderen Insekten, Schmetterlinge und Tierchen sind davon völlig unbeindruckt und ignorieren die Pheromone die nicht für sie bestimmt sind. Ein paar Traubenwickler finden sich trotzdem und die Art selbst wird dadurch nicht von der Ausrottung bedroht. Mit ein paar wenigen geschädigten Trauben können wir ebenfalls leben und alle sind glücklich. Schön wenn nur alles so einfach wäre.